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Seit nunmehr fünf Jahren ist die Servatiuskirche auch ein katholischer Gottesdienstort. Im Juni 2017 wurden die St. Engelbert-Kirche und das zugehörige Pfarrheim verkauft, die Kirche wurde einen Monat später, am 15. Juli 2017, profaniert. Bereits eine Woche später fand der erste katholische Gottesdienst in der evangelischen Kirche im Dorf statt. Eine glückliche Lösung, wie wohl alle Beteiligten finden. Aber wie kam es dazu?

Der Anfang vom Ende St. Engelberts zeichnete sich schon zehn Jahre früher ab. Im Jahr 2006 hatte das Bistum Essen eine umfassende Gemeindereform durchgeführt. Das Bistum wollte sich für schlechte Zeiten rüsten, angesichts einer zunehmend schlechteren Finanzlage, dem kontinuierlichen Rückgang an Kirchenmitgliedern und einem sich verschärfenden Priestermangel. Im Rahmen dieser Reform wurden aus 270 Gemeinden 43 Großgemeinden gebildet und rund ein Viertel der Kirchen nach und nach aufgegeben. Zu diesen sogenannten weiteren Kirchen gehörte auch St. Engelbert.

Entworfen und gebaut wurde die kleine Kirche auf der Rodt im Jahr 1954 von dem Kölner Architekten Marcel Felten. Am 7. November 1954 weihte der Kölner Weihbischof Joseph Ferche das neu erbaute Gotteshaus in dem damals politisch noch selbständigen Ort Rönsahl.
Der 7. November ist der Gedenktag des Hl. Engelbert, der vor allem im angrenzenden Oberberg verehrt wird.
Das Bedürfnis nach einer eigenen Kirche bestand bei den Rönsahler Katholiken schon länger. Ihre Zahl war stark gewachsen, denn nach dem Zweiten Weltkrieg waren mit den Flüchtlingsströmen aus den deutschen Ostgebieten auch viele Katholiken ins Grenzdorf gekommen. Die Bistumsgrenzen verliefen damals allerdings anders als heute. Die neue Gemeinde St. Engelbert gehörte zur Diözese Köln und wurde als Filialgemeinde ein Teil der Pfarrei St. Maria Heimsuchung in Marienheide. Mit der Gründung des Bistums Essen im Jahr 1958 wurde St. Engelbert dann erst der Pfarrei St. Maria Immaculata in Meinerzhagen angeschlossen und kam 1967 zu St. Josef in Kierspe. Die geistliche Leitung der Filialkirche lag aber weiterhin bei den Montfortaner Patres in Marienheide.

Das blieb auch so bis ins Jahr 1977, als der in Rönsahl sehr beliebte Pater Rühs aus Marienheide in eine andere Pfarrei versetzt wurde. Danach übernahm Herr Josef Berendes, Pfarrer im Ruhestand, die Gottesdienste in St. Engelbert. Er verstarb 1982. Sein Nachfolger wurde Boleslaw Kostka aus dem Erzbistum Breslau. Als Kostka wegen sexuellen Missbrauchs eines Kindes 1999 verurteilt wurde, musste er den Gemeindedienst verlassen. Danach wurden die Rönsahler Katholiken von den Kiersper Geistlichen mitbetreut.

St. Engelbert war zahlenmäßig immer eine kleine Gemeinde. Jedoch lag die Kirche in Rönsahl für viele Katholiken aus dem benachbarten Rheinland näher als die in Marienheide oder Wipperfürth. Deshalb gab es ein reges Gemeindeleben, das die Nachbarn aus dem rheinischen Raum tatkräftig mitgestalteten.

Um den zahlreichen Aktivitäten ein dauerhaftes Zuhause zu gewähren, wurde im Jahr 1990 ein Gemeindehaus neben der Kirche errichtet. Die Pläne sahen auch ein Pfarrhaus vor, das allerdings nie gebaut wurde. Die Wiese neben dem Gemeindehaus wurde aber dafür freigehalten und ist jetzt ebenfalls verkauft. Während der letzten Jahre gingen Gottesdienstbesuche und Gemeindeleben spürbar zurück. Auch in St. Engelbert suchten und fanden vor allem die jüngeren Menschen keine Anbindung mehr an Gemeinde und Kirche. Manche entschieden sich zu einem dauerhaften Wechsel nach St. Josef in Kierspe, viele verloren ihre kirchlichen Bindungen vollständig. So war der Verkauf der Kirche zwar schmerzlich, aber konsequent. Umso glücklicher fügt sich deshalb das Zusammenrücken mit den evangelischen Mitchristen.

Birgitta Negel-Täuber

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